Das Wertegesetz als integrale Ethik des Alltags (Spiral Dynamics)

Das Wertegesetz ist eine Denkfigur, die uns eine neue Brille aufsetzt, mit der wir uns und die Menschen neu betrachten können. Der Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun hat es bei dem Philosophen Nicolai Hartmann (1882 – 1950) entdeckt. Das Wertegesetz zeigt einen Weg zu konstruktiveren Beziehungen, wenn wir sehen, wie sich die unterschiedlichen Werte ergänzen können. Damit sind wir weniger einseitig und haben mehr Optionen als bisher, um einer komplexen Situation gerecht zu werden.

Das Wertegesetz besagt, das jeder positive Wert einen positiven Gegenwert braucht, um nicht negativ zu werden, denn jeder singuläre Wert läuft Gefahr, soweit zu wachsen, bis er sich ins Gegenteil verkehrt und „aus Vernunft Unsinn, Wohltat Plage“ wird (Goethe).

An alltäglichen Beispielen zeige ich, wie das Wertegesetz funktioniert. Wenn wir es auf uns selbst beziehen, können wir unsere größten Entwicklungspotentiale entdecken. Zugleich gibt  uns das Wertegesetz die Chance, ein fatales politisches Lagerdenken zu überwinden, bei dem wir uns gegenläufig profilieren und uns so verrennen. Es bildet einen überzeugenden Zugang zu einer integralen Ethik der Zukunft (u. a. nach Spiral Dynamics), die der Vielfalt unserer Persönlichkeit ebenso gerecht wird wie den Erfordernissen komplexer Situationen. Diese Denkfigur hilft besonders Führungskräften und Politikern, die erkennen wollen, wie Menschen mit ganz unterschiedlichen Charakteren und Qualitäten einander ergänzen können, um gemeinsam etwas zu gestalten. In ihrer Dialektik erlaubt sie es aber auch, selbst in der besten Suppe ein kritikwürdiges Haar zu finden.