Seminar für Journalisten – Orientierungswissen für turbulente Zeiten

Wir leben in unübersichtlichen Zeiten. Um sie zu beschreiben, wird das Kürzel VUKA verwendet, das für Volatilität, Komplexität, Unsicherheit und Ambiguität steht. Wie können wir uns in dieser Welt besser orientieren? Dazu möchte ich Ihnen ein Seminar mit folgenden Modulen anbieten:

1. Die vier Quadranten von Wirklichkeit

Wenn wir die Wirklichkeit angemessen verstehen und Veränderungen beschreiben und erfolgreicher gestalten wollen, müssen wir die Wirklichkeit in ihren vier grundlegenden Aspekten sehen. Wird ein Aspekt vernachlässigt, ist die Beschreibung unvollständig und Veränderung misslingt, denn der fehlende Aspekt kann die Entwicklung einer Organisation oder Institution begrenzen. Die vier Aspekte betreffen …

  • unser individuelles Selbstverständnis, unsere Gedanken und Gefühle
  • unser Verhalten und unseren Umgang mit anderen
  • unsere gemeinsamen Beziehungen und Werte
  • die gesellschaftlichen Technologien, Strukturen und Systeme

Wir berichten als Journalisten meist über Äußerliches, also das, was wir zählen, messen und herstellen können und uns alle gemeinsam betrifft. Diese Dimension reicht in VUKA-Zeiten aber nicht aus. So verlangt z. B. das politische Projekt der Inklusion von den Lehrern notwendigerweise neben den personellen und organisatorischen Voraussetzungen und einem vertrauensvollen Miteinander ein qualitativ anderes Selbstverständnis und Menschenbild als bisher, das nicht mehr per Anweisung von oben verordnet werden kann vgl. Otto Herz in:

www.schule-fuer-alle.com/stuff/14-0425_InklusionIstEineHaltung.pdf

Interviews werden ergiebiger, wenn Journalisten auch die individuellen und zwischenmenschlichen Aspekte im Blick haben. Damit haben sie die Chance, auch die inneren Impulse zu verstehen, die sich in den Entscheidungen und Taten eines Menschen äußern.

2. Wie funktioniert dialogische Kommunikation?

Nur im Dialog können wir schwierige Situationen auf eine faire und kreative Weise lösen: Dabei geht es nicht darum, Recht zu haben, sondern gemeinsam etwas herauszufinden. Dazu braucht es eine reflexive interkulturelle Kompetenz und Kommunikationsfähigkeit, die auch Firmen immer häufiger von ihren Mitarbeitern verlangen. Der Dialog gelingt nur, wenn die Beteiligten offen füreinander sind und Respekt voreinander haben, sich ihrer eigenen Annahmen und Bedürfnisse bewusst sind und ihre Bewertungen in der Schwebe lassen können. Wer spürbar zuhören kann, wird auch als Journalist mehr erfahren. Auf den Dialog bauen die Methoden für kollektive Kreativität auf wie Open Space, World Cafe, Dragon Dreaming, Holocracy und Reinventing Organisations, die ebenfalls kurz vorgestellt werden.

3. Selbstreflexion ermöglichen

Im Dialog begreifen sich die Beteiligten als Lernende, die sich irren und auch Fehler machen dürfen. Mit diesem unbefangenen Anfängergeist weitet sich der Blick und es kann etwas unkonventionell Neues entstehen, dass unserem Zusammenleben dient. Das achtsame Innehalten lässt uns die innere Balance und den persönlichen Kompass finden, der uns davor bewahrt, uns selbst und andere auf Verschleiß zu fahren. 

4. Resonanzbeziehungen als Lebensqualität

Der Soziologe Hartmut Rosa beschreibt unsere Gesellschaft u. a. in:

„Von Krise zu Krise – Transformation ohne Ende“

als Beschleunigungsgesellschaft, in der Unsicherheit und Druck wachsen. Arbeits- und Freizeitstress machen es uns oft schwer, dass zu erleben, was uns berührt und unser Herz höher schlagen lässt. Resonanzbeziehungen bieten für Rosa eine Lebensqualität, die über das Materielle hinausgeht und ein erfülltes und intensives Leben ermöglicht. In welchen Lebens- und Wirklichkeitsbereichen Resonanzen möglich sind, was es dazu braucht und wie sie sabotiert werden können, soll Thema dieses Moduls sein.

5. Bewusstseinsentwicklung

Die Werte und Weltdeutungen unserer Gesellschaft und ihrer Individuen lassen sich nach der von Beck/Cowan entwickelten Theorie „System Spiral Dynamics Integral“  in Stufen ordnen. Diese Stufen bauen aufeinander auf. In Gesellschaften bekämpfen sich diese Werthaltungen in typischen Gegensätzen wie „Sünder und Faule gegen Gerechte und Fleißige“ oder „Erfolgreiche gegen Versager“ oder „Tolerante gegen die Intoleranten“.  Ab einer bestimmten Stufe können sich die Werthaltungen gegenseitig ergänzen und befruchten. Insbesondere für Journalisten, Politiker und Führungskräfte lohnt es sich, diese Werthaltungen erkennen und aufeinander beziehen zu können.