Wenn Shoppen und Arbeiten zunehmend online gehen und die Leerstände zunehmen: Was hält unsere Innenstadt dann noch lebendig? Wie geht es weiter mit dem Kaufhofgebäude? Wenn eine Rettung gelingt, wird sie wohl nicht auf Dauer sein. Deshalb ist es kein Verrat, sich Gedanken über die Nachnutzung zu machen. Die Parteien servieren im WA einen bunten Strauß von Vorschlägen. Ob mit historischer Fassade oder ganz neu gebaut: Immer sind Bildung und Kultur sowie neues Wohnen dabei. Das ist ein buntes Sammelsurium. Es fehlt mir aber eine richtungsweisende Idee, über die sich zu streiten lohnt.
Warum kann das ehemalige Kaufhaus nicht zu einem Ort der Zukunftsgestalter*innen werden? Dort treffen Menschen zusammen, die die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen wie Zoonosen (Corona), die Klimakrise und die Digitalisierung ernstnehmen und menschengerecht gestalten wollen? Menschengerechte Projekte und Lösungen stärken die persönliche Handlungsfähigkeit eines jeden Menschen, indem sie seine Fähigkeiten wecken und entfalten. Und sie verbessern unsere aktiven Mitgestaltungsmöglichkeiten.
Letztlich sind es die Menschen, die eine Stadt lebendig machen. Deshalb ist immer zu prüfen, ob uns Entscheidungen „von oben“ offener, kreativer und empathischer machen oder z.B. zu funktionierenden Automaten oder gehässigen Angstbeißern.
Wenn wir eine Stadt sein wollen, in der die unterschiedlichsten Menschen einander begegnen, voneinander lernen und miteinander gestalten, was ihnen am Herzen liegt, brauchen wir z.B. Bürgerräte, wo Menschen aller Schichten und Mentalitäten zusammenkommen statt nur die üblichen Verdächtigen und Aktivisten. Ihm gehören 15 bis 20 zufällig ausgewählte Personen an, die die Bevölkerung vor Ort so gut es geht abbilden.
Ich freue mich auf einen Ort, wo Wissenschaft und Zivilgesellschaft, engagierte Bürger und Unternehmer aufeinandertreffen und sich gegenseitig inspirieren. Geschäftsmodelle und Projekte, Workshops und Seminare ergänzen sich, wenn allen Beteiligten an der Gestaltung einer ebenso lebendigen wie nachhaltigen Zukunft liegt. Dabei gibt es viel zu lernen, wie man so inspirierend miteinander umgeht, dass ein gemeinsames Neues entstehen kann!
Ein konkretes Beispiel ist übrigens das ISSO in Koblenz. Im restaurierten Dreiköniginnenhaus ist es zum Vorzeigeprojekt in Rheinland-Pfalz geworden. Es zeigt, wie eine starke und zukunftsweisende Idee zu einem wirkungsvollen Impuls auch für unsere Stadt werden kann!