Die Zukunft liegt im Lokalen

„Alles wird besser, Alles wird mehr? Das war einmal.“ Andreas Reckwitz im SPIEGEL vom 18.9.2022
Wir erleben offenbar einen epochalen Umbruch. Irgendwie schwimmen uns gerade die Felle weg und überall tun sich Probleme auf. Vielleicht haben wir gerade den Zenit unseres materiellen Wohlstands überschritten. Vielleicht nur für ein paar Jahre, vielleicht aber auch für immer.

„Alles wird besser, Alles wird mehr? Das war einmal.“ Andreas Reckwitz im SPIEGEL vom 18.9.2022
Wir erleben offenbar einen epochalen Umbruch. Irgendwie schwimmen uns gerade die Felle weg und überall tun sich Probleme auf. Vielleicht haben wir gerade den Zenit unseres materiellen Wohlstands überschritten. Vielleicht nur für ein paar Jahre, vielleicht aber auch für immer.

Eigentlich wussten wir schon lange, dass es auf einem begrenzten Planeten kein unendliches Wachstum geben kann. Trotzdem ging es für viele immer noch „höher, schneller, weiter und mehr“. Jetzt steht unsere Wohlstands- und Wachstumsgesellschaft auf dem Spiel, auf die wir zu Recht stolz sind.

Die Menschen spüren das. Zwangsläufig machen sich Verlustängste breit, Wut und Verbitterung. Zur Linderung macht die Bundesregierung Schulden in historischer Höhe. Ein Wumms folgt dem anderen – aber wie lange kann das den gut gehen, wenn wegen einer Rezession die Einnahmen des Staates sinken?

Ich fürchte, der Abschied vom materiellen Fortschritt wird weh tun, wenn er unumgänglich wird. Wie gehen wir um mit unseren Sorgen, mit Angst und Wut? Wo gibt es Trost? Darf Dampfablassen sein? Wie und wo? Das wird eine der entscheidenden Fragen für unser Zusammenleben sein – und deshalb ist es
gut, dass der WA diese Aktion macht!

Hoffnung macht mir das Lokale, das Miteinander der Menschen hier vor Ort, denn hier sieht man sich immer zweimal, heisst es. Viele gehen hier deshalb umsichtiger miteinander um als z.B. in den sozialen Medien. Hier kann sogar Heimat sein, und Heimat ist da, wo nicht egal ist, dass es dich gibt. Hier können wir uns gegenseitig einladen, ermutigen und inspirieren, gemeinsam etwas Sinnvolles auf die Beine stellen und das mit Freude feiern.

Ja, wir werden vielleicht Abschied nehmen müssen von einer Wirtschaft, die immer weiter expandiert ist. Unser Leben kann aber trotzdem schön sein, glaube ich: Es wird interessant und spannend sein und unsere Kreativität herausfordern. Auch wenn die Ressourcen knapper werden: die Ideen werden uns nicht ausgehen! Es wird Freundschaft und Liebe, Anregung und Anerkennung, Spiel und Sport, Spaß und Genuss auch dann geben, wenn wir mehr miteinander teilen und sogar wieder lernen, einander um etwas zu bitten. Und die wirklich berührenden Momente kann man sich ohnehin nicht kaufen. Sie kann man nur kultivieren.

So wie in Berlin. Da bildet sich angesichts eines kalten Winters gerade ein Netzwerk der Wärme unter dem Motto #gemeinsamgehtsbesser, wobei öffentliche Einrichtungen zu offenen Treffpunkten werden, wo Menschen sich begegnen und zusammen etwas machen können – zu finden unter www.mokli-help.de.